Kranich Gould

21.2.2014

Auf dem Weg zum Vilgensee. Die Baumreihe voll mit singenden Goldammern, die ihr Repertoire neu auszuprobieren, vielleicht auch neu zu entdecken schienen, vom einfachen zip bis zu unterschiedlichen Modulationen des zi zi zi zi däh, leichtfüßig, schleppend scheppernd oder nachdrücklich deutlich. – Über uns nacheinander vier Kranichgruppen auf dem Weg nach Norden, jeweils zwischen zwanzig und siebzig Vögel. Sie glitten ruhig dahin, einzelne Trompetenrufe immer lange zu hören, bevor die Vögel in den Blick kamen, lange V-Linien, die sich gemächlich vorwärtsschoben, sonderbare Tiere, alterslose Greise mit unglaublicher Energie, die Bäuche voll mit spanischem Korn. – Eine Krähenschar saß in einer Baumkrone, kleine Gruppen lösten sich hin und wieder, drehten aufgekratzt schwadronierend eine Runde, und setzten sich wieder, gewöhnliches socializing, nehme ich an. Unter ihren Rufen ein hohles rük rük, und war das auch eine Krähe oder ein anderer Vogel? Zu sehen war er nicht. – Überhaupt viele Rufe, die nicht zuzuordnen waren, unter den Goldammern ein munteres Zwitschern, ein bisschen wie von einer Lerche, und aus dem Dickicht immer wieder einzelne Töne, aber auch da war kein Vogel zu erkennen, der gezwitschert oder gepiepst haben könnte. – Als wir gingen, waren überall Amseln zu hören, wieder die letzten von allen, die sich zur Ruhe begeben; ihr Gesang mit der Abenddämmerung verflochtene Töne, weit hallend und wie Tau in der Luft.

Oben abgebildet eine bekannte Zeichnung von John Gould.